Wir passen niemals durch die Schleuse!

Gerne erinnere ich mich an meine erste Reise als Hausbootskipper. Damals kannte ich die Strecke (von Pontailler sur Saône nach Louhans) noch nicht so gut und war sehr aufgeregt, da ich ja selbst nicht genau wusste, was mich erwartet.

Wir passen nicht durch die Schleuse!

Wir passen nicht durch die Schleuse!

Ich glaube, die 4 Amerikaner (zwischen 50 und 60 Jahren) auch nicht. Als sie sahen, dass ich als junge blonde Frau wohl wirklich für eine Woche ihr Kapitän und nicht ihre Empfangsdame sein soll, waren sie glaube ih noch aufgeregter. Mit einem ersten souveränen Wendemanöver im engen Hafen von Pontailler, habe ich zum Glück Eindruck schinden und sie von meiner Fähigkeit als Skipper überzeugen können.

Soweit so gut. Wir fuhren schliesslich auf der Saône bei grauen Wolken gen Süden und ich erklärte ihnen, dass die wichtigste Regel auf einem Boot ist, den Anweisungen des Käpt’ns (bezüglich des Bootes oder der Navigation) zu folgen und zu vertrauen. Sollte es ein Problem geben, trage ich die Verantwortung. Sie können also eh nie etwas falsch machen.

„Wow. Weise Worte“-dachte ich mir und war von mir selbst beeindruckt. Meine Amis wussten noch nicht so richtig, was sie davon halten sollten.

Nach einer Stunde entspannter Fahrt, war es dann endlich soweit. Unsere erste Schleuse! Stolz wiederholte ich nochmals die Aufgaben, die meine Crewmitglieder erledigen sollten. Doch diese reagierten nicht und schrien mir nur ganz panisch zu: „We will never fit in the lock! We should better take another way.“ (deutsch: „Wir passen niemals durch die Schleuse! Wir sollten lieber einen anderen Weg nehmen.“)

Einen anderen Weg? Wollen die mich verarschen? Das ist doch ne Einwegfahrt! Wir müssen da durch! Aber wie sagt man das doch jetzt gleich nochmal auf englisch? „Don’t worry! We fit in the Canell, so we’ll fit in that look“ (deutsch: Wir passen in den Käfig, also passen wir auch in diesen Blick.“)

Verdutzt schauten mich die Amerikaner an. Ihre Meinung, dass wir nicht durch die Schleuse passen und die Tatsache, dass sie mich überhaupt nicht verstanden habe, machte sie nur noch panischer als wir mit stolzen 6km/h auf die Schleuse heizten.

Erst schauten sie sich gegenseitig an. Dann gen Himmel. Wieder sich. Wieder in den Himmel.

„Hey look! We’ll fit.“ sagte ich zu ihnen und holte sie somit aus ihrem Gebet. Sie schauten zu mir und dann vor sich. „Oh yeah, you were right! We were just kidding‘ !“ (deutsch: „Ja, da hast du Recht. Wir haben nur ein Spass gemacht“)

Ja klar, nur ein Spass gemacht, so’n Quatsch. Ihr hattet Schiss – dachte ich mir. Da mir jetzt weder das Wort Quatsch, noch Schiss einfiel, sagte ich einfach nur: „Yes, sure“

Und sie entgegneten: „We trust you. You’re the Captain!“ (deutsch: „Wir vertrauen dir. Du bist der Kapitän“)